Umstieg auf klimafreundliche Wärmeversorgung: Wien will‘s wissen!

(c) Stadt Wien/C.Fürthner

Neues EU-Projekt zur Planung der Wärmewende in Städten gestartet. Wien, Rotterdam, Dublin, München, Bilbao, Bratislava und Winterthur suchen gemeinsam Lösungen für den kompletten Umstieg auf erneuerbare und klimafreundliche Wärmesysteme.

Um die Klimakrise einzudämmen, braucht es entschiedenes Handeln in allen Bereichen, die Emissionen verursachen. Gerade der Wärmebereich ist einer der großen Hebel, um klimaschädliche Treibhausgase dauerhaft zu senken. Allein in Wien entfällt mehr als ein Drittel des Energiebedarfs auf Heizen und Kühlen von Gebäuden.

Das EU-Projekt „Decarb City Pipes 2050 – Transition Roadmaps to energy efficient, zero-carbon urban heating and cooling” sucht Lösungen und Wege für die grundlegende Transformation der Wärmeversorgung, die derzeit überwiegend auf Erdgas basiert. Die Projektleitung liegt bei der Urban Innovation Vienna.

Die öffentliche Hand ist gefordert für diesen notwendigen Strukturwandel rasch tragfähige Konzepte und Antworten zu entwickeln. Dazu braucht es ein hohes Maß an Wissen und Kompetenz, welches Städten allerdings oft fehlt. ‚Decarb City Pipes‘ will diese Wissenslücke schließen und lokale Behörden dabei unterstützen, diese Aufgabe zu meistern“, erläutert Projektleiterin Judith Neyer, vom Energy Center der Urban Innovation Vienna.

Komplexe Planungsaufgaben für die Verwaltung

Eine besondere Herausforderung in Städten ist die Dekarbonisierung der leitungsgebundenen Wärmeversorgung, sprich Erdgas und Fernwärme. Hier stehen die Verantwortlichen vor großen Fragestellungen bei der planerischen Vorbereitung, der Art und Weise einer Überführung in erneuerbare, energieeffiziente Lösungen sowie bei der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt der Umsetzung.

Das Klimaziel der Europäischen Union bis 2050 weitgehende Klimaneutralität zu erreichen, scheint weit in die Zukunft gedacht: „Doch dieser Schein trügt. Das Wärmeversorgungsystem ist komplex und schwerfällig. Visionsarbeit und konkrete Planungen müssen daher dringend in Angriff genommen werden“, so Neyer. Langfristige Investitionszyklen und lange Amortisationszeiten betreffen nicht nur die Energieversorger, die Netzbetreiber und die öffentliche Hand, sondern auch Haushalte und Unternehmen als EndkundInnen.

Fahrpläne für energieeffizientes Heizen und Kühlen in Städten ohne Treibhausgasemissionen

Ziel des EU-Projekts ist der Aufbau von Planungskapazitäten und Know-how zur langfristigen Dekarbonisierung der Wärme- und Kälteversorgung in den beteiligten Städten Wien, Bilbao, Bratislava, Dublin, München, Rotterdam und Winterthur. Unterstützt von den renommierten Forschungspartnern, der Universität Utrecht und der Universität Halmstad entwickeln die Städte in lokalen Arbeitsgruppen mit ihren SchlüsselakteurInnen konkrete Fahrpläne zur Umsetzung der Wärmewende.

Gemeinsam suchen sie tragfähige Antworten auf die komplexen Fragen, mit denen Städte beim Systemwandel der Wärmeversorgung konfrontiert sind:

  • Welche Versorgungsoptionen bieten sich für den dichten, urbanen Raum an?
  • Wie werden Umbau, Entflechtung und die Modernisierung der Leitungsinfrastruktur intelligent geplant?
  • Welcher Schritt kommt vor dem Nächsten?
  • Welche Rolle können die unterschiedlichen Technologien und Energieträger in der Wärmewende spielen?
  • Inwieweit ermöglichen die vorgeschlagenen Lösungen, eine reibungslose Sektor-Integration von Wärme, Kälte und Strom?
  • Wie können Bürgerinnen und Bürger und andere wichtige Akteure für dieses Vorhaben gewonnen werden?

Städte lernen von Städten

Die sieben Städte arbeiten in diesem Projekt zusammen, um voneinander zu lernen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln. Während der nächsten drei Jahre bauen diese Städte ihr Wissen und die Kompetenz in der Nutzung von Planungsinstrumenten, in technisch-wirtschaftlichen sowie rechtlichen Fragestellungen und im Prozessmanagement auf.

In intensivem Austausch teilen Städte und städtische Energieversorger ihr Wissen, um von den Perspektiven, Fortschritten und der Planungsarbeit anderer zu profitieren. Unter Leitung des europäischen Städtenetzwerks Energy Cities werden die erarbeiteten Erkenntnisse zur Nachahmung für Städte in der ganzen Europäischen Union aufbereitet und weitergegeben. Schlussendlich sollen auf diese Weise mehr als 220 öffentliche Bedienstete in über 80 Städten zu VorreiterInnen der Wärmeplanung fortgebildet werden.

Ein internationales Advisory Board, bestehend aus profilierten KennerInnen der europäischen Energiepolitik, -wirtschaft, -consulting und -industrie sowie der Zivilgesellschaft unterstützt die Städte und Projektpartner mit langjähriger Expertise bei diesem herausfordernden Unterfangen.

Die Ergebnisse des EU-Projekts kommen allen Städten in ganz Europa zugute.

Facts:

„Decarb City Pipes 2050 – Transition Roadmaps to energy efficient, zero-carbon urban heating and cooling“ ist ein dreijähriges Horizon 2020 Projekt, das am 01.07.2020 startete.

Koordinatorin des internationalen Städtekonsortiums ist das Energy Center bei der Urban Innovation Vienna. Federführend beteiligte Abteilung in der Stadt Wien ist die Energieplanung der Stadt Wien (MA20). Gesamtbudget 1,9 Mio. Euro.

Mehr Info und alle Projektpartner

 

Dieses Projekt wurde durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union im Rahmen der Zuschussvereinbarung Nr. 893509 finanziert.

 

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