Polyzentrales Wien: Starke Zentren für eine starke Stadt

Neues Fachkonzept „Mittelpunkte städtischen Lebens stärken – Polyzentrales Wien“ legt den Fokus auf viele lebendige Stadtzentren als Schlüssel für eine klimafreundliche Stadt der kurzen Wege.

Das Lebensmittelgeschäft oder die Schusterwerkstätte ums Eck, die Arztpraxis in Gehdistanz, eine Bücherei im Wohnumfeld – Einrichtungen des täglichen Lebens spielen eine wichtige Rolle für die lokale Versorgung der Menschen und tragen dazu bei, dass Grätzel lebendig sind. Mit der City, der Mariahilfer Straße, großen Hauptzentren wie Favoritner Straße, die Landstraßer oder die Meidlinger Hauptstraße oder  zahlreichen kleineren Quartierszentren verfügt  Wien über eine vielfältige Zentrenlandschaft. Diese Zentren sind vieles:  Multifunktional, viel mehr als Einzelhandel, wichtig und positiv für die Lebensqualität der WienerInnen, attraktiv für Wien-BesucherInnen – und nicht zuletzt ein wichtiger Baustein für eine klimafreundliche Stadt der kurzen Wege.

Um diese Vielfalt der Zentrenlandschaft zu erhalten und zu stärken, hat die Stadt Wien in einem kooperativen Prozess mit der Wirtschaftskammer Wien, Bezirken, Fachdienststellen und lokalen AkteurInnen das Fachkonzept „Mittelpunkte des städtischen Lebens – Polyzentrales Wien“ erarbeitet.  Ausgehend von den Strategien des Stadtentwicklungsplans STEP 2025 werden darin Handlungsfelder und Maßnahmen für die Stärkung bestehender Stadtzentren sowie für die Entwicklung neuer städtischer Zentren in Stadtentwicklungsgebieten formuliert.

Zitat Vbgmin Birgit Hebein: „Wien soll eine Viertelstunden-Stadt werden. Egal, ob in der Landstraße, in Brigittenau oder Liesing – Ziel ist, dass alle in Wien innerhalb von einer Viertelstunde mit den Öffis, mit dem Rad oder zu Fuß ein belebtes Zentrum mit einem vielfältigen Angebot von Nahversorgung über Freizeit und Gesundheit bis Kultur erreichen können. Die Grundlage dafür haben wir mit dem Fachkonzept Polyzentrales Wien geschaffen.“

Das Fachkonzept Zentren, das Ende Dezember 2019 vom Wiener Gemeinderat beschlossen wurde, stellt kein in sich abgeschlossenes Einzelhandelskonzept dar, weil aus stadtplanerischer Sicht der Einzelhandel nur einer von vielen Aspekten von lebendigen Zentren ist. Im Fokus stehen eine erfolgreiche Zentrenentwicklung und die integrative Verschränkung verschiedener räumlicher Planungsstrategien. Es geht darum, viele Funktionen zu bündeln und damit urbane Standorte mit hoher Attraktivität zu schaffen.

Starke Zentren als Beitrag zu einer klimafreundlichen Stadt

Ein gutes städtisches Zentrum kennzeichnet vor allem ein hochwertiger öffentlicher Raum, gute Erreichbarkeit mit Öffis, per Rad oder zu Fuß, Angebotsvielfalt, eine attraktive Erdgeschoßzone, identitätsstiftende Merkmale und nicht zuletzt Wohnbevölkerung. Diese Qualitäten gilt es zu stärken und zu fördern. Großflächige und auf den Autoverkehr ausgerichtete Angebote am Stadtrand erfüllen diese Qualitäten nicht, sondern stehen der Entwicklung attraktiver Angebote in zentralen Lagen entgegen und sind eine Belastungsprobe für Umwelt und Gesundheit.

Klimaschutz und Klimawandel, neue Trends im Kaufverhalten, der Strukturwandel im Einzelhandel, aber auch die „Renaissance des Grätzels“ und das steigende Bedürfnis von Menschen nach mehr Regionalität und Nachbarschaft sind dabei Herausforderungen, denen sich Politik und Verwaltung  mit dem Fachkonzept stellen.

Drei Themenschwerpunkte („Agenden“) stehen im Mittelpunkt des Fachkonzepts:

  1. Die Weiterentwicklung und Standortverbesserung bestehender Zentren
    Durch Maßnahmen wie z.B. Attraktivierung des öffentlichen Raums, eine verbesserte Verschränkung von Arbeit und Wohnen um Leerstand zu minimieren, eine fokussierte Wirtschaftsförderung, die Schaffung zusätzlicher Mobilitätsangebote sowie die Forcierung öffentlicher und privater Initativen sollen bestehende Qualitäten gefördert und neue geschaffen werden. Auch durch die Entwicklung eines breiten Mix an kommerziellen und nicht-kommerziellen Angeboten, die Nutzung der Potenziale städtischer Einrichtungen und die Etablierung von Umsetzungspartnerschaften (z.B. mit Bezirken, Gebietsbetreuungen, lokalen Initiativen u.dgl.) kann die  vielfältige und bunte Zentrenlandschaft erhalten und gestärkt werden
  2. Die Entwicklung und Etablierung neuer Zentren
    Durch die Stadterweiterung können an ausgewählten Standorten neue, vollwertige Zentren entstehen. Davon profitieren auch BewohnerInnen im Umfeld und Wien insgesamt, weil die Zielsetzung einer „Stadt der kurzen Wege“ unterstützt wird. Neue Entwicklungen sind also vielfach eine Chance,  weniger dicht besiedelte Gebiete in ihrem Versorgungsgrad qualitativ und quantitativ zu verbessern. Räumliche Festlegungen von neuen Zentren und städtebauliche (Gestaltungs)vorgaben spielen hier ebenso eine Rolle wie die Entwicklung neuer Organisationsmodelle für die Erdgeschoßzone bzw. Aktivierung von (Zwischen)Nutzungen. Nicht zuletzt ist ein partnerschaftliches und strukturiertes Zusammenspiel öffentlicher und privater Maßnahmen ein entscheidender Erfolgsfaktor.
  3. Die Steuerung und Regulierung des großflächigen Einzelhandels
    Durch eine stärkere Steuerung des großflächigen Einzelhandels oll sichergestellt werden, dass die Wienerinnen und Wiener ihre Alltagswege und Besorgungen in Zentren erledigen können, die mit dem Öffentlichen Verkehr, zu Fuß oder mit dem Rad gut erreichbar sind. Einkaufszentren können in Zukunft nur dort entstehen, wo eine gute Anbindung an den ÖV und eine räumliche Nähe zu Zentren gegeben ist.  Dazu dienen u.a. Festlegungen über Ausschlusszonen, die Herabsetzung des Schwellenwerts von 2.500m2 auf 1.600 m2 und die Festlegung einer Ausschlusszone für Einkaufszentren  ebenso wie z.B. Vorgaben von Mehrgeschoßigkeit, die Festlegung von EKZ-Typen und Regelungen für Parkplätze an der Oberfläche.

Fachkonzept „Mittelpunkte des städtischen Lebens – Polyzentrales Wien“

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