CityLoops: Wie Städte voneinander Zirkularität lernen können

(c) Stadt Wien/MD-BD SRN

Der sorgsame Umgang mit natürlichen Ressourcen ist ein Gebot unserer Zeit. Es gilt, einen Paradigmenwechsel zu vollziehen: weg vom linearen und hin zu einem zirkulären Wirtschaftssystem. Städte haben ein besonders großes Potenzial zur Kreislauffähigkeit und Ressourcenschonung, und es ist bereits das erklärte Ziel vieler Kommunen, dieses Potenzial zu heben. Im Projekt CityLoops haben sieben europäische Städte – Apeldoorn (Niederlande), Bodø (Norwegen), Hoje-Taastrup (Dänemark), Mikkeli (Finnland), Porto (Portugal), Roskilde (Dänemark) und Sevilla (Spanien) – Pilotprojekte durchgeführt, um mithilfe digitaler Tools den Kreislauf von Bioabfällen sowie Bau- und Abbruchsabfällen zu schließen und wertvolle Materialien so weiter zu nutzen statt sie zu entsorgen.

Dafür wurden von diesen sieben sogenannten „Demonstrator-Städten“ Werkzeuge und Verfahren entwickelt, die in einem nächsten Schritt in sogenannten „Replikator-Städten“ auf ihre Übertragbarkeit untersucht wurden. Im Mai 2021 wurde Wien als Replikator-Stadt für das norwegische Bodø ausgewählt, um die dort entwickelten Werkzeuge und Verfahren hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit für das Bauwesen konkret in Wien zu überprüfen. Klaus Kodydek von der Stabsstelle für Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit im Bauwesen (SRN, angesiedelt in der MD – Bereich Bauten und Technik) beschreibt den Nutzen dieser Vorgangsweise: „Städte profitieren von internationalen Netzwerken ungemein. Für die Erreichung der Klimaziele ist ein wesentlicher Punkt, dass nicht alle Städte ständig versuchen, das Rad neu zu erfinden. Wir müssen darauf achten, welche Städte bereits praktikable Tools und Lösungen entwickeln und dann evaluieren, wie die Lösungen für unsere eigene Stadt angewendet werden können. Die Stadt Wien ist bereits in vielen Bereichen ein internationales Vorbild, trotzdem gibt es auch für uns immer wieder neue Tools und Verfahren, die wir im Wiener Kontext replizieren können.“

Wien im Austausch mit Bodø: Digitale Tools im Fokus

Im Gegensatz zu Wien ist Bodø eine kleine Stadt mit ca. 50.000 Einwohner*innen, die Kommune Bodø sieht sich aber dennoch mit ähnlichen Fragestellungen in Bezug auf die Endlichkeit der Ressourcen konfrontiert. Der Austausch im Rahmen des Projekts war daher für beide Seiten sehr bereichernd. Im Frühjahr 2023 reisten zwei Mitarbeiter*innen der SRN nach Bodø und präsentierten den Kolleginnen und Kollegen von der Kommune Bodø aktuelle Projekte, Programme und Studien aus Wien, die sich mit kreislauffähigem Planen und Bauen und Materialflüssen im Bauwesen beschäftigen. Wien lud im Gegenzug im Juni die norwegischen Partner*innen zu einem zweitägigen Workshop ein, an dem auch die relevanten Dienststellen des Magistrats teilnahmen. Dabei wurden die von Bodø entwickelten digitalen Tools und Lösungen den Expert*innen aus Wien vorgestellt und gemeinsam evaluiert, welche Bedeutung diese Werkzeuge für die Implementierung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen in Wien haben können. Von den vielfältigen Themen, die das Projekt CityLoops abgedeckt hat, waren für die Stadt Wien in Zusammenhang mit kreislauffähigem Bauen drei Bereiche von besonderem Interesse: Der digitale Zwilling, Materialflussanalysen und die Stakeholder-Aktivierung.

Konkreter Nutzen der digitalen Tools für Stadtentwicklungsprojekte

In einen digitalen Zwilling können – je nach Use Case – verschiedene Daten(-sätze) integriert werden. Die Stadt Bodø hat ihren digitalen Zwilling mit Daten für das zirkuläre Bauen verknüpft. Vor allem bezüglich der Bodenbeschaffenheit ließen sich zum Beispiel prädiktive Modellierungen und Simulationen dazu erstellen, wie und ob der Bodenaushub bei einem Stadtentwicklungsprojekt direkt vor Ort wiederverwendet werden kann. Auf Quartiersebene könnten durch die Verknüpfung mit Materialdaten eine vorausschauende (Stadt-)Planung und Szenario-Planungen bei komplexen Bauvorhaben erleichtert werden. Der Austausch zwischen den norwegischen Projektpartner*innen und den betreffenden Dienststellen der Stadt Wien zu den zahlreichen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten wird weiter fortgesetzt.

Für den Bereich der Stakeholder-Aktivierung nutzte die Stadt Bodø die Methode „Urban Living Lab“. Darunter versteht man eine angewandte Forschungsmethode, bei der verschiedene Akteur*innen (öffentliche Verwaltung, Unternehmen, akademische Einrichtungen, Zivilbevölkerung uvm.) gemeinsam in einer realen Umgebung komplexe Problemstellungen bearbeiten. In Bodø entstand auf dieser Basis eine physische und virtuelle Plattform, ein „CityLab“ zum gemeinsamen Austausch und zur Erarbeitung von Forschungsfragen im Bereich 3D Visualisierungen und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. Durch die erfolgreiche Einreichung eines Projektantrags im Innovationsmanagement der Stadt Wien (MA 23, Call 5) wird der Stadtbaudirektion die Umsetzung des Projekts „Urban Living Lab zirkuläres Bauen Nordwestbahnhof“ ermöglicht. Das Urban Living Lab wird momentan konzipiert und das Team profitiert vom Austausch mit Bodø und den geteilten Erfahrungen.

Das Projekt CityLoops, finanziert aus dem EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020, wurde erfolgreich abgeschlossen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden ein wesentlicher Bestandteil des Wiener Wegs zum kreislauffähigen Bauwesen werden.

Weitere Informationen:

Zirkuläres Bauen in der Stadt Wien https://viecycle.wien.gv.at/

Projekt CityLoops http://cityloops.eu/