Vermessen für die U-Bahn

© Stadt Wien/Christian Fürthner
Wien als Zwei-Millionen-Metropole wächst und damit auch der Bedarf öffentlicher Verkehrsmittel. Vor allem der U-Bahn-(Aus)Bau ist beim Durch-die Stadt-Gehen nicht zu übersehen. Täglich, sieben Tage die Woche, führt das Baustellenteam der Stadtvermessung Wien hierfür Setzungs- und Deformationsmessungen durch, speziell bei der Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 und beim Neubau der U-Bahn-Linie U5. Für den Stadtentwicklungsnewsletter haben wir ein Vermessungsteam bei der täglichen Arbeit begleitet.

Verwinkelte Keller und schwer zugängliche Stellen gehören zum Arbeitsalltag © Stadt Wien/Christian Fürthner
Es ist ein grauer, nebliger Novembermorgen. Florian Siller und Daniel Zejma sind bereits seit kurz nach 7 Uhr im Außendienst unterwegs. Gerade haben sie „ihr“ Nivelliergerät in einer kleinen Gasse in der Nähe vom Rathaus aufgestellt. An einer Hausfassade werden wichtige Messpunkte gemessen und überprüft, danach geht’s – mit einer Taschenlampe ausgerüstet – hinab in den düsteren und verwinkelten Keller des Gebäudes. Das Haus wird zurzeit mehrmals pro Woche auf Bewegungen kontrolliert. Das ist eine wichtige Sicherheitsmaßnahme für die Anwohner*innen, denn direkt darunter findet gerade der Tunnelvortrieb statt. Im 1. Stock geht ein Fenster auf, neugierige Blicke verfolgen die Arbeit der beiden Vermessungstechniker. An interessierte Fragen von Passant*innen haben sie sich gewöhnt, erzählt Florian Siller mit einem Augenzwinkern. „Oft werden wir gefragt, ob sich etwas bewegt, wann wir wiederkommen und wie lange es noch dauert. Wir versuchen alle Fragen so gut wie möglich zu beantworten.“
Punkt für Punkt entlang der U2xU5-Baustellen
Der U-Bahn-Ausbau ist in unserer Stadt derzeit allgegenwärtig. Täglich, sieben Tage die Woche, führt das Baustellenteam der Stadtvermessung Wien Setzungs- und Deformationsmessungen durch. Derzeit finden die Arbeiten größtenteils rund um die Verlängerung von U2 und dem Neubau der U5 statt.
Dies geschieht in enger Abstimmung mit Geotechniker*innen der Magistratsabteilung Brückenbau und Grundbau (MA 29). Die Zusammenarbeit der beiden Dienststellen beginnt aber schon viel früher. Bereits in der Planungsphase sind die Grundlagen der Stadtvermessung (MA 41) – wie zum Beispiel das wienweite Höhenfestpunktnetz – und die Grundlagen vom Grundbau (MA 29) – wie zum Beispiel die Baugrunduntersuchungen – ein wesentlicher Beitrag für die detaillierte Planung der U-Bahn-Trasse. Dazu werden alle Häuser an der Oberfläche begangen und der Ist-Zustand vermessungstechnisch erfasst. Auf Basis von Baugrunduntersuchungen werden Prognosen zu den Verformungen erstellt. Für die Häuser, die im Einflussbereich der Bauarbeiten liegen, wurden bisher bereits rund 5.000 Messpunkte gesetzt – in Summe wird es entlang des Linienkreuz U2xU5 im Zeitraum des Baubetriebes jedoch mehr als 9.000 Setzungspunkte geben.
Herausforderungen im Arbeitsalltag

„Mit unserer Arbeit leisten wir einen Beitrag zum Ausbau der Infrastruktur, das Projekt erhöht die Lebensqualität in unserer Stadt“, so Florian Siller. © Stadt Wien/Christian Fürthner
Wieder zurück auf der Straße … Nächste Station ist eine Filiale einer großen Supermarktkette. Hier sind die offiziellen Vermessungspunkte der Stadt Wien teilweise so versteckt hinter den Regalen angebracht, dass erst einmal Flaschen und Kartons auf die Seite geräumt werden müssen, bevor die eigentliche Vermessungsarbeit beginnt. Dabei wird übrigens eine Genauigkeit von unter 1 mm erreicht. Die Geotechniker*innen der MA 29 analysieren diese Daten anschließend und vergleichen sie mit der Prognose und den definierten zulässigen Werten. Falls erforderlich, werden in Abstimmung mit den Projektbeteiligten besondere technische Maßnahmen im Vortrieb eingeleitet. Mit dieser Vorgehensweise wird gewährleistet, dass ein höchstmögliches Sicherheitsniveau für die Wiener Bevölkerung eingehalten wird.
Zum Abschluss möchten wir noch wissen, wo die größten Herausforderungen liegen? „Wenn wir in Privatwohnungen gehen müssen oder an schwer zugängliche Orte, kann das schon manchmal unangenehm sein. Die Akzeptanz durch die Anwohner*innen ist aber generell sehr hoch.“ Und genau jetzt, wo sich endlich die Sonne am Himmel zeigt, heißt es schnell zurück ins Baustellenbüro. Dort werden die Daten dann eingespielt, kontrolliert und berechnet. Dann wird alles für den nächsten Tag vorbereitet, denn da heißt es wieder früh aufstehen.