Tangentenpark: Freizeitparadies in Favoriten öffnet seine Pforten

© Stadt Wien/Christian Fürthner

Die aus dem Verkehrsfunk wohl österreichweit bekannte „gesperrte Ausfahrt Simmering“ wurde von der Stadt Wien in einen rund 6 Hektar großen Landschaftspark mit öffentlichen Grün- und Freiräumen, Sportangeboten, Wasserflächen sowie Fuß- und Radwegen verwandelt. Die Grundeigentümerin ASFINAG hat die niemals in Betrieb genommene Abfahrt der A23 zwischen 2020-2022 abgebaut. Die Initialzündung dazu kam von der Wiener Magistratsabteilung für Stadtteilplanung und Flächenwidmung, die MA 18 hatte in den konzeptiven Überlegungen am Beginn eine wichtige Rolle. Die Realisierung des Parkes ist durch die MA 45 erfolgt. 

375 neue Bäume und über 5.000 m² mehr Wald

Der neue Landschaftspark verspricht nicht nur Spiel und Spaß sondern auch viel mehr Natur auf der ehemaligen Verkehrsfläche. Ganze 375 neue Bäume begrünen das Areal zusätzlich, kombiniert mit knapp 2.800 Sträuchern und Forstpflanzen entsteht insgesamt 5.300 m² an zusätzlicher Waldfläche. Damit werden bereits bestehende Waldstücke im Gebiet miteinander verbunden und eine kühlend wirkende Grünraumverbindung vom Hauptbahnhof bis zum Südraum Favoriten geschaffen.

Picknicken am neuen Teich

Malerisches Highlight des Landschaftsparks ist ein eigens angelegter und 2.400 m2 großer Teich, der mit über 7.200 Wasserpflanzen zu einem kleinen Naturparadies wird. Ideale Kulisse für entspannende Spaziergänge und gemütliches Verweilen an der dort verlaufenden, charmanten Uferpromenade.

Breites Sport- und Freizeitangebot auch unter der Tangente

Im Fokus des neuen Areals stehen auch Spiel- und Sportmöglichkeiten insbesondere für Jugendliche. Sowohl Ball- und Rollsportangebote als auch punktuelle Aktivitätsangebote laden zur vielfältigen Betätigung im Freien ein: Im Areal findet sich von Pumptrack, über Fußball bis hin zu Tischtennis, Bocciaplatz und einem eigenen Calisthenics-Bereich nahezu alles was das Sportlerherz begehrt. Teil des vielfältigen Angebots ist auch ein Abenteuerspielplatz mit Seilbahn und Klettergerüsten, die besonders für jüngere Kinder wichtige Anreize zur Bewegung im Freien bieten. Dazu kommen weitere Aktivpunkte in den Waldflächen. Teile des Spiel- und Sportbereichs befinden sich im witterungsgeschützten Raum unter der Tangente und können so auch bei Schlechtwetter gut genutzt werden.

Schneise für umweltfreundliche Mobilität

Gut ausgebaute, beleuchtete Rad- und Fußwegverbindungen führen durch das aufgewertete Gelände. Damit werden die angrenzenden Wohngebiete miteinander verknüpft und auch die Fahrradroute zwischen Innerfavoriten, dem Hauptbahnhof und dem Südraum von Favoriten sowie dem angrenzenden 11. Bezirk entscheidend verbessert.

Der neue Landschaftspark ist auch ein Ergebnis des Stadtteilentwicklungskonzepts „Südraum Favoriten“, in dessen Rahmen einer der größten Bürger*innen-Beteiligungsprozesse der vergangenen Jahre stattgefunden hat.

Geschichte zur gesperrten Ausfahrt Simmering

Die A23 Ausfahrt Simmering, auch bekannt als Knoten Arsenal, wurde 1977 im Bereich der Quellenstraße errichtet und sollte die Südosttangente mit der Südostautobahn A3 verbinden. Diese wurde nie fertiggestellt und daher auch nicht in Betrieb genommen. Zwischenzeitlich wurde über eine Aktivierung des Knotens für eine Bundesstraße (B225), die entlang der Ostbahn verlaufen sollte nachgedacht. Jedoch auch diese Pläne wurden nicht verfolgt. Der bereits errichtete Knoten wurde so lediglich als Auf- und Abfahrt für Einsatzfahrzeuge genutzt. Die komplexen Abbrucharbeiten der Rampen durch die ASFINAG konnten 2022 fertiggestellt werden.


Zum Anlass der Eröffnung zeigt sich die am Projekt seitens der Stadteilplanung beteiligte Stadtteilplanerin Mara Reinsperger (MA 21A) im Rahmen eines Interviews zufrieden über die schnelle und erfolgreiche Umsetzung des Parkprojektes.

Mara Reinsperger, Stadtteilplanerin © Stadt Wien

Unter Stadtentwicklung verstehen viele eher Wohnbau- oder großmaßstäbige Infrastrukturprojekte. Welche Bedeutung hat ein Grünraum-Projekt wie der Tangentenpark für die Stadtentwicklung, was macht ihn so besonders?

Die Möglichkeit gibt es nicht oft, dass eine ehemalige Verkehrsfläche in dieser Größe (6ha!) zu einem öffentlich zugänglichen Park umgewandelt werden kann.

Eine Besonderheit daran ist sicherlich die Typologie des Brückenbauwerks der Tangente. Verkehrsinfrastrukturen wie die Tangente bilden oft eine starke Barriere für die umliegenden Nachbarschaften. Die Flächen unter den Brückenbauwerken sind oft mindergenutzte Angsträume.

International oder auch in der Seestadt gibt es schon ein paar Beispiele wie diese aufgeständerten großen Infrastrukturachsen wie beispielsweise U-Bahnen oder Hochstraßen immer öfter zu witterungsgeschützten öffentlichen Freiräumen umgestaltet werden. So auch beim Tangentenpark.
Der Tangentenpark kann nun einerseits als Bindeglied zwischen den umliegenden Gebieten funktionieren aber auch bei Schlechtwetter zum Sporteln oder Treffen im Freien einladen.

Welchen Beitrag hat die MA 21 Stadtteilplanung geleistet, wie erfolgte die Zusammenarbeit mit den anderen beteiligten Dienststellen und der ASFINAG?
Durch die gelungene Zusammenarbeit und den sehr motivierten Willen vieler Personen innerhalb des Ressorts sowie seitens der Grundeigentümerin ASFINAG und auch der spürbaren politischen Antriebskraft, konnte hier dienststellenübergreifend ein wirklich tolles Projekt auf den Boden gebracht werden.
Der Tangentenpark hat innerhalb der letzten Jahre die unterschiedlichsten Phasen der Stadtplanung in einem doch sehr knappen Zeitrahmen durchlaufen und zeigt, dass durch abteilungsübergreifende Kooperation viel möglich ist!

Der Anstoß zum Projekt Tangentenpark wurde im Rahmen des Stadtteilentwicklungskonzeptes (SEK) Südraum Favoriten gegeben. Dieses Planungsinstrument ist ein Bindeglied zwischen der übergeordneten Strategie der Stadt Wien und den grundstücksbezogenen Entwicklungen. Dabei werden ganze Stadtteile integriert, betrachtet und Zielsetzungen zur weiteren Entwicklung erarbeitet. Im Zuge des SEK „Südraum Favoriten“ wurde einer der größten Beteiligungsprozesse der Wiener Stadtteilplanung durchgeführt. Ein wesentliches Ergebnis: Es gibt in diesem Gebiet einen hohen Bedarf nach nutzbarem Grünraum und den Wunsch nach einer besseren Fuß- und Radwegeverbindung zwischen Innerfavoriten und den großen Südräumen.

Zeitgleich wurde während des Prozesses bekannt, dass die Grundeigentümerin ASFINAG plante, die ehemalige Ausfahrt Simmering abzubrechen. Strategisch lag das Gebiet der ehemaligen Ausfahrt in einer besonders guten Lage um auf den Wünschen der Bewohner*Innen und den planerischen Zielsetzungen der Vernetzung Favoritens aufzubauen. Das Erkennen des Potenzials und die Idee zum Park entstand damals in der MA 21A und es konnte der Projektanstoß für die Umnutzung der Autobahnausfahrt zu einem öffentlich zugänglichen Park gegeben werden.

Viele Abteilungen haben in der Planung als auch Realisierung mitgeholfen, um den Park und den Radweg zeitgerecht eröffnen zu können, wie zum Beispiel die Stadtentwicklungsabteilung in der Konzeption sowie die Planungsabteilungen bzw. Verkehrsdienststellen. Realisiert wurde der Park in einer beachtlichen Zeit von der Wiener Gewässermanagement und der Abteilung „Wiener Gewässer“.

Was wünschst du dir für die Zukunft des Tangentenparks?
Mit dem Projekt konnte ein wirklich wertvoller Beitrag für eine klimafitte, resiliente Weiterentwicklung der Stadt geschaffen werden. Daher wünsche ich diesem einzigartigen, sehr lange untergenutzten und vergessenen Ort in der Stadt, eine intensive und lebendige Nutzung!

Hoffentlich können möglichst viele Bewohner*innen der Umgebung, wie beispielsweise aus dem Kretaviertel, den Kleingärten, den künftigen Bewohner*innen des angrenzenden Projektes „Am Kempelenpark“ oder auch den angrenzenden Gemeindebauten in Favoriten sowie dem direkt angrenzenden Simmering, diesen Ort für sich entdecken und viele schöne Stunden dort verbringen! Vom Nutzungsangebot ist für Alle was dabei!

Egal ob alt oder jung: Ich hoffe, dass dieser Ort, der eine planerische Vernetzung der Umgebung darstellt, auch einen Beitrag zum Vernetzen der unterschiedlichsten Bewohner*innen leisten kann. Ich denke, alleine hinsichtlich des Nutzungsprogramms bietet der Tangentenpark sehr vielen einen Möglichkeitsraum. Das erschaffen von Mehrwerten im Sinne der Öffentlichkeit ist eine der wichtigsten und doch auch komplexesten Herausforderungen, mit denen wir uns in der Stadt(teil)planung beschäftigen. Ich freue mich wirklich sehr, dass dieses Projekt durch ausgezeichnete tolle Zusammenarbeit sowie die Einsatzbereitschaft der beteiligten Personen und Dienststellen nun umgesetzt werden konnte.

 

 


Weitere Informationen
Stadtteilentwicklungskonzept (SEK) Südraum Favoriten
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