Supergrätzl Favoriten: Das Grätzl der Zukunft

(c) Stadt Wien/C. Fürthner

Grüner, kühler, ruhiger – so soll es werden, das sogenannte Supergrätzl Favoriten. Seit Ende Juni wird in dem Projektgebiet zwischen Gudrunstraße und Quellenstraße eine neue Verkehrsorganisation erprobt, mit der das viel diskutierte Vorhaben einen wesentlichen Schritt in Richtung Umsetzung nimmt.

Doch gehen wir zurück an den Anfang: Warum braucht es das Supergrätzl, was kann es und vor allem: wieso entsteht es gerade dort, in Innerfavoriten?

Warum ein Supergrätzl in Wien?

Wir müssen nicht weit schauen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu erleben; schon der heurige März geht als trockenster März seit Jahrzehnten in die Geschichtsbücher ein, nicht nur in den Sommermonaten werden also Hitzerekorde aufgestellt. Und doch bedeuten die Monate zwischen Juni und September für viele Bewohner*innen Wiens bereits heute eine ganz neue Herausforderung, wenn es um die Bewältigung des Alltags geht. Der Klimawandel ist in unserer Stadt angekommen. Umso dringender braucht es Lösungen, um die Lebensqualität – für die Wien erst vor wenigen Wochen erneut ausgezeichnet wurde – in dieser Stadt zu erhalten bzw. sogar noch zu verbessern.

Das Supergrätzl setzt genau hier an: Als neues Planungstool der Stadt konzentriert es sich auf ein Gebiet, das größer als ein Baublock und kleiner als der Bezirk ist. Die Umsetzung bietet sich besonders dort an, wo die Bevölkerungsdichte hoch ist, Grünoasen fehlen bzw. Hitzeinseln bestehen. Letztere entstehen gerade in Grätzln, die einen geringen Baumbestand und nur wenige Freiflächen aufweisen. Auch parkende Autos kurbeln gerade bei hohen Temperaturen diese zusätzlich an, z.B. weil sie sich in der Sonne stark aufheizen und diese Wärme nachts abstrahlen. So wird der öffentliche Raum für viele Menschen nicht nur unattraktiv, sondern kann gerade für Kinder und ältere Menschen in den Sommermonaten sogar gesundheitsgefährdend werden.

(c) Stadt Wien/C. Fürthner

Was kann ein Supergrätzl?

Als Planungstool, das sich auf das unmittelbare Lebensumfeld der Wiener Bevölkerung konzentriert, erprobt das Supergrätzl neue Nutzungen für den öffentlichen Raum. Diese sollen der Bevölkerung zu Gute kommen, sodass die Straßen und Plätze der Stadt auch bei Temperaturen über 30 Grad einen sicheren – aus verkehrstechnischer sowie aus gesundheitlicher Sicht – Ort darstellen.

Dies geschieht u.a. durch eine systematische Neuorganisation des Straßenraums; der Verkehr innerhalb eines Grätzls wird optimiert und beruhigt. Anrainer*innen sowie Einsatz- und Lieferfahrzeuge können nach wie vor zufahren, der Durchzugsverkehr wird hingegen unterbunden. Abkürzungen oder Schleichwege, die vormals durch das Grätzl führten, werden verhindert – wer nicht im Grätzl lebt, wird bspw. mit Hilfe von Diagonal- oder Modalfiltern sowie Einbahnen auf die außenliegenden, das Grätzl umschließenden Straßen geführt. Zugleich werden Stellplätze maßvoll reduziert. Auf diese Weise entstehen neue Flächen, die unterschiedlich und im Sinne der Allgemeinheit genutzt werden können: für Begrünung und Cooling, zur Erholung und zum Verweilen, für Freizeitnutzungen und für mehr Miteinander im Grätzl. Die Verbesserung der Verkehrssicherheit erhöht die Lebensqualität in der Nachbarschaft und fördert die aktive Mobilität innerhalb des Grätzls: Kindergarten- und Schulkinder können sich im Supergrätzl sicher bewegen genauso wie Fußgänger*innen, Fahrradfahrer*innen sowie ältere Menschen.

Warum Favoriten?

Das erste Wiener Supergrätzl wird derzeit in Favoriten umgesetzt. Das Grätzl rund um Gudrunstraße – Leebgasse – Quellenstraße – Neilreichgasse bringt die idealen Voraussetzungen für den Pilotversuch mit. Das Gebiet ist stark von Hitze belastet und benötigt Maßnahmen zur Kühlung. Außerdem ist es dicht besiedelt – hier leben rund 3.000 Personen auf knapp 9,5 Hektar – und es braucht mehr Freiräume im direkten Wohnumfeld. Für neue Freiräume im Gebiet ist der Park am Erlachplatz ein wichtiger Ankerpunkt. Darüber hinaus gibt es hier mit der Mittelschule Herzgasse und dem Kindergarten in der Pernerstorfergasse gleich zwei Bildungseinrichtungen, die unmittelbar von der Beruhigung des Verkehrs und einer verbesserten Aufenthaltsqualität profitieren.

Was passiert über den Sommer in Favoriten?

Mit Ende Juni wurde die bis auf Weiteres temporäre Neuorganisation des Verkehrs umgesetzt, d.h. dass der Durchzugsverkehr bereits in den Sommermonaten unterbunden wird. Auch neue Freiräume sind entstanden, so etwa vor der MS Herzgasse, wo sich nun eine Fußgängerzone befindet. Farbliche Bodenmarkierungen in den Kreuzungsbereichen kennzeichnen die Gestaltungsräume für eine spätere Umsetzung. Was noch aussteht, sind bauliche Maßnahmen – also bspw. Baumpflanzungen sowie die Ausweitung der Fußgängerzone vor der MS Herzgasse, die den gesamten Baublock der Schule umfassen wird. Diese langfristigen Maßnahmen werden ab Herbst sukzessive umgesetzt. Die Neuorganisation des Verkehrs erlaubt es schon jetzt, verschiedene Nutzungen im Straßenraum auszuprobieren und die langfristigen Potenziale für das Supergrätzl zu erkennen. Die Bevölkerung ist über die Sommermonate herzlich eingeladen, den neu gewonnenen Platz zu gestalten und / oder sich bei Spaziergängen zu verschiedenen Themen und Fragestellungen über das Supergrätzl zu informieren und einzubringen. Das Ende der Pilotphase stellt das Straßenfest am 9. September dar.

Termine:

9.9. Straßenfest rund um die Mittelschule Herzgasse (Herzgasse, sowie Abschnitte der Pernerstorfer- und Alxingergasse)

Alle Termine siehe: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/supergraetzl-favoriten.html