Stadtentwicklungskommission beschließt Strukturkonzept für neuen Stadtteil Rothneusiedl
Im südlichen Favoriten, an der Landesgrenze zu Niederösterreich, liegt mit Rothneusiedl ein wichtiges Zielgebiet für die Wiener Stadtentwicklung. Jetzt steht fest, dass dort ein lebendiger, vielfältiger Pionier-Stadtteil für den Klimaschutz entstehen soll. Ein entsprechendes Strukturkonzept, das die Herausforderungen und die Zielsetzungen für die Entwicklung des neuen Stadtteils beschreibt, wurde in der Stadtentwicklungskommission am 12.10.2021 beschlossen.
Mit der Stadtentwicklung in Rothneusiedl steht das Ziel verknüpft, das Stadtwachstum Wiens mit einem hohen Anspruch an die ökologische und klimatische Verträglichkeit, die soziale Verantwortung und die städtebauliche Qualität zu verbinden. Der neue Stadtteil soll den Weg in die Zukunft des Klimaschutzes wie der Anpassung an den Klimawandel weisen. Damit bildet er den Nährboden für Innovation und gibt gleichermaßen Anlass für Forschung und Entwicklung. Mit dem Anspruch an ein internationales Vorzeigeprojekt im Umgang mit klimatischen Herausforderungen steht aber auch das Ziel verbunden, neue Wege im Prozess der Stadtplanung zu beschreiten.
Dialogorientierte Stadtentwicklung
Vor allem braucht es innovative, nachhaltige, themenübergreifende und quartiersbezogene Ansätze und Lösungen. Mit dem Prinzip „Modellansatz dialogorientierte Stadtentwicklung“ setzt die Stadt Wien von Anfang an auf die Einbeziehung aller wesentlich beteiligten Akteure, um eine Kultur des gemeinsamen prozessualen Denkens, Entwickelns, Gestaltens, Ergänzens und Ermöglichens zu etablieren. Im Ergebnis dieses Planungsprozesses steht das vorliegende Strukturkonzept. Aus den Begabungen des Ortes, den Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung werden Ziele und Ansprüche an den neuen Stadtteil formuliert. Damit versteht sich das Strukturkonzept als Charta, die eine tragfähige Grundlage für weitere Schritte in Planung und Entwicklung des Quartiers bildet. Sie trennt das Verrückbare vom Unverrückbaren, Vorgaben von Vorstellungen und lässt ausreichend Gestaltungsspielräume für nachfolgende, darauf aufbauende Planungen.
Auf einer Fläche von insgesamt 124 Hektar (inklusive 40 Hektar klimawirksame Grün- und Freiräume) soll im kommenden Jahrzehnt leistbarer Wohnraum und ein Pionierstadtteil für den Klimaschutz entstehen. Die Anbindung ans Öffi-Netz – und damit die Verlängerung der U1 nach Rothneusiedl – ist Grundvoraussetzung für den Bau des Stadtteils. Beim U1-Ausbau wurde dafür schon vorgesorgt, die Weichen in die richtige Richtung gestellt.
„Von der Hochquellleitung über den sozialen Wohnbau in allen Bezirken und der Donauinsel bis zu den großen Fußgängerzonen: Wien beweist seit jeher Weitblick und setzt große Ideen um. In Rothneusiedl gehen wir diesen Weg konsequent weiter. Die Herausforderungen der Klimakrise haben wir dabei stets im Blick. Mit Ansätzen wie der Kreislaufwirtschaft, der kühlenden Schwammstadt oder der Stadtlandwirtschaft setzen wir auf neueste Erkenntnisse in Sachen Klima- und Ressourcenschutz. Rothneusiedl wird damit ein internationaler Vorzeige-Stadtteil, der das Klima schützt, sich regional versorgt und für alle leistbar ist. Ganz wichtig ist mir der Erhalt des hohen Grünraumanteils“, so Planungsstadträtin Ulli Sima.
Bezirksvorsteher Marcus Franz: „In Favoriten gibt es viele zukunftweisende Projekte wie etwa das Sonnwendviertel, Biotope-City oder das Stadtentwicklungsgebiet Neues Landgut, die gezeigt haben, dass leistbares Wohnen, hohe Nachhaltigkeit und mehr Lebensqualität miteinander vereinbar sind. Die Erfahrungen, die wir hier mit Kreislaufwirtschaft, Solarenergie, Erdwärme, vertikaler Begrünung und Dachbegrünung sowie intelligentem Wasser- und Windmanagement – eingebettet in einem Angebot bester ökologischer, technischer und sozialer Infrastruktur – gemacht haben, werden natürlich auch in Rothneusiedl einfließen. Dass der Zukunftshof eine zusätzliche Rolle als Schnittstelle zwischen der Bevölkerung und der Planung einnehmen wird, ist mir ein Anliegen gewesen, weil er jetzt schon eine Anlauf- und Informationsstelle vor Ort gewesen ist, die sich die Menschen im Süden Favoritens gewünscht haben.“
Klima-Pionierin: Vernetze Grünflächen speichern Regenwasser
In Sachen Klimaschutz sollen in Rothneusiedl nicht nur Mindeststandards, sondern innovative Konzepte und State-of-the-Art-Technologien zur Anwendung kommen.
So werden die bestehenden Grünräume der Region durch den Stadtteil weiter vernetzt und ausgebaut. Insgesamt entstehen in Rothneusiedl 40 Hektar klimawirksame Grünräume. Unter anderem soll „Frühes Grün“ umgesetzt werden, auch die Stadtlandwirtschaft soll ein Bestandteil des neuen Stadtteils werden.
Rothneusiedl setzt zudem auf Versickerung statt Versiegelung: Nach dem Prinzip der Schwammstadt können die vielen Grünflächen Regenwasser aufnehmen und so Überschwemmungen verhindern.
Mit dem geplanten Ausbau der U1 steht zudem klimafreundliche Mobilität an erster Stelle. Der Innenbereich bleibt daher autofrei: Anstatt konventioneller Straßen wird dieser von begrünten Wegen für Fahrrad und Fußgänger geprägt, die auch zum Aufenthalt einladen.
Soziale Wegbereiterin: Zwei Drittel geförderter Wohnbau
Der soziale Wohnbau ist Kern für die hervorragende Lebensqualität der Stadt. Der wohnfonds_wien ist mehrheitlicher Grundeigentümer im Planungsgebiet. So ist es der Stadt Wien möglich, auch im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit und Leistbarkeit hohe Ansprüche an den neuen Stadtteil zu stellen. Dabei geht es auch neue Schulen, Kindergärten oder Sportanlagen, die allen zu Gute kommen.
Lokale Versorgerin: Landwirtschaft und Wirtschaft neu interpretiert
Bis ins 19. Jahrhundert lebte die Gegend um Rothneusiedl zum Großteil von Landwirtschaft und Viehzucht. Noch heute ist der südliche Teil des Gebiets von diesem landwirtschaftlichen Charakter geprägt.
Für den neuen Stadtteil steht das Konzept der lokalen Versorgung in allen Dimensionen im Zentrum der Planung. Auch Gewerbe- und Wirtschaftsbetriebe werden hier einen attraktiven Standort finden.
Rothneusiedl berücksichtigt den landwirtschaftlichen Charakter der Gegend und entwickelt ihn nachhaltig weiter. Der ehemalige Haschahof – einer der ersten Biobetriebe Wiens – ist ein Zeitzeuge dieser agrarischen Ortgeschichte. Er bleibt erhalten und wird als „Zukunftshof“ in die Entwicklung des neuen Stadtteils integriert und soll als Ankerpunkt für die Stadtlandwirtschaft dienen
Partizipation im Vordergrund
Rothneusiedl wird eine Stadt der Bürger*innen. Diese sollen in den kommenden Jahren zu aktiven Stadtgestalter*innen werden und ihre Ideen und Wünsche in den Planungsprozess einbringen können.
Der Zukunftshof spielt in der partizipativen Stadtentwicklung in Rothneusiedl eine wichtige Rolle als Schnittstelle zwischen der Bevölkerung und der Planung. Bereits jetzt ist der Zukunftshof eine zentrale Anlaufstelle vor Ort und soll in Zukunft auch zu einer Informations- und Austauschplattform für das Entwicklungsgebiet werden.
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