„Retrofit Gemeindebau 3.0“: ältere Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien machen ihr Grätzl zukunftsfit
An Beispielen im Projektgebiet WieNeu+ und „Grätzl 20 + 2“ zeigt die Forschungsinitiative „Retrofit Wien“ in Kooperation mit Wiener Wohnen, der Bezirksvertretung Brigittenau und weiteren Akteur*innen der Wiener Stadtverwaltung wie ältere Gemeindebauten Impulse für neue lebenswerte Stadtquartiere setzen können.
Die Wiener Gemeindebauten sind eine fundamentale Errungenschaft für das Wohnen in Wien und ein wichtiger Faktor für leistbares Wohnen in der Stadt. Im „Roten Wien“ der Zwischenkriegszeit begonnen, sind sie seit jeher mehr als Wohn- und Lebensraum: sie stiften Identität, sind Motor der Entwicklung „ihres Grätzls“ und somit Orte eines lebendigen sozialen Gefüges.
Was meint Retrofit?
Gegenwärtig geht es darum, die älteren Bauten gut in die Zukunft zu führen. Dabei steht mehr als „nur“ die Sanierung im Fokus: Die Gemeindebauten sollen auch künftig ein Ort sein, an dem ein gutes Leben für alle möglich sein soll. Dies bedeutet nicht nur funktionierende „vier Wände“, sondern auch eine lebendige Nachbarschaft, bedarfsgerechten, klimafitten Freiraum, Wohnkomfort, und eine hervorragende Versorgung… also alles, was ein modernes und attraktives Wohnquartier ausmacht. Dazu braucht es eine „maßgeschneiderte“ Weiterentwicklung mit Respekt für den Bestand durch eine kluge und gleichzeitig behutsame Kombination von Alt und Neu: kreislauforientiert, klimafit und ressourcenschonend. Daran arbeitet die Forschungsinitiative „Retrofit Wien“ seit 2019.
Retrofit Gemeindebau 3.0
Sechzehn Master-Studierende der TU Wien (Architektur) haben im Rahmen eines Semesterprojektes 2023/24 gemeinsam mit drei Betreuer*innen des Forschungsbereiches Städtebau der TU Wien, der Wiener Büros MIA und PlanSinn Entwurfsvorschläge für Gemeindebau-Standorte erarbeitet. Im Gebiet von WienNeu+ und Grätzl 20+2 wurden von einem Wiener Wohnen-Team sechs unterschiedliche Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit und der frühen Nachkriegszeit ausgesucht, die großes Potenzial für kreatives Retrofitting aufweisen. Diese Gemeindebauten wurden mit den zugehörigen Freiräumen und öffentlichen Räumen in vier Ensembles zusammengefasst. Der Arbeitsprozess erfolgte im laufenden Dialog mit Wiener Wohnen, Grätzl-Bewohner*innen, Akteur*innen des Bezirkes und der Wiener Stadtverwaltung.
Entwürfe mit Mehrwert
In den Retrofit-Entwürfen der Studierenden wurden Maßnahmen zur Nachrüstung und Ergänzung der Gebäude, Erneuerung der Freiräume, Mobilität, zu Wasser und Energie und zur Klimaadaption mit Lösungsvorschlägen und Ideen zur Stärkung der sozialen Nachhaltigkeit kombiniert. Denn auf diese Weise werden durch die (Neu-) Organisation und Weiterentwicklung des historisch gewachsenen Stadtraums sowohl seine Funktionalität und Nutzbarkeit als auch Lebensqualität und Wohlbefinden der Bewohner*innen im gesamten Grätzl gesteigert. In den Projekten entstanden modulare Lösungsansätze zur architektonischen, ökologischen und sozialen Transformation der genannten Gemeindebauten und ihrer Umgebung, die zum Teil auch in Szenarien ausgearbeitet wurden.
Alle Projekte der Studierenden finden sie zum Nachlesen auf der Website hier.
Die Forschungsinitiative „Retrofit Wien“ setzt sich aus Andreas Hofer, Forschungsbereich Städtebau, TU Wien, Andrea Überbacher, Büro MIA GmbH und Wolfgang Gerlich, Büro PlanSinn GmbH, Planung & Kommunikation zusammen.
Retrofit Gemeindebau 3.0 ist nach 2020 und 2022 das dritte akademische Semester-Projekt für den Wiener Gemeindebau.
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