Am Weg zur Wärmewende: 2 Jahre Raus aus Gas

GUFO- Baustelle Alliiertenviertel, © Wiener Stadtwerke – Pernsteiner, Schuster

Im November konnte das Stadt-Wien-Programm „Raus aus Gas“ nicht nur sein zweijähriges Bestehen feiern, sondern wurde auch mit dem Umweltpreis der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) in der Kategorie „Klimaneutrale Stadt“ ausgezeichnet. Eine schöne Anerkennung für das gesamte Team, das sich der Herkulesaufgabe des Ausstiegs aus Gas und einer umweltfreundlichen Wärmeversorgung der Stadt verschrieben hat.

„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung! Als wir vor zwei Jahren mit „Raus aus Gas“ gestartet sind, war uns bewusst, wie anspruchsvoll diese Aufgabe wird und wie herausfordernd auch die Rahmenbedingungen auf den Ebenen EU, Bund und Land sein können,“ bekräftigt Stadtbaudirektor Bernhard Jarolim, in dessen Bereich die Programmleitung eingerichtet ist. „Dennoch ist uns bis jetzt bereits viel gelungen, auch dank des unermüdlichen Einsatzes aller Beteiligten und Partner*innen. Und so machen wir auch weiter!“

Monika Auer (ÖGUT-Generalsekretärin), Thomas Kreitmayer (Programmleiter Raus aus Gas) und Stadtbaudirektor Bernhard Jarolim (beide Magistratsdirektion Bauten und Technik, Stadt Wien), Andrea Reithmayer (ÖGUT-Präsidentin), Christian Holzer (Leiter der Sektion „Umwelt und Kreislaufwirtschaft“, BMK). © Katharina Schiffl

Um das Ziel der klimaneutralen Stadt bis 2040 zu erreichen, gilt es, rund 500.000 derzeit noch mit Gas versorgte Haushalte zu dekarbonisieren. Das betrifft die Raumwärme, Warmwasserbereitung und rund 260.000 Gasherde zum Kochen. Seit 2022 arbeiten im Programm „Raus aus Gas“ zahlreiche Abteilungen der Stadt, die Wiener Stadtwerke und Wiener Wohnen gemeinsam an der Umsetzung des Basiskonzepts „Wiener Wärme und Kälte 2040“ und schaffen Grundlagen für den Umstieg auf eine umweltfreundliche Wärmeversorgung. In den vergangenen zwei Jahren konnte schon viel erreicht werden, vor allem in Hinblick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen auf Landesebene und die Schaffung attraktiver Fördermöglichkeiten. So wurde im Herbst 2023 eine Bauordnungsnovelle auf den Weg gebracht, die u.a. bautechnische Erleichterungen für die Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden und Nachrüstung mit effizienten nicht-fossilen Heizsystemen bringt. Durch Novellierungen des Wiener Feuerpolizeigesetzes und des Wiener Gasgesetzes wurden die Möglichkeiten zur Generierung von Datengrundlagen, etwa für die Wärme- und Energieraumplanung, verbessert. Parallel dazu wurde ein Zielbild für die künftige Wärmeversorgung der Stadt entwickelt: der Wiener Wärmeplan 2040 zeigt, in welchen Gebieten Fernwärme und andere erneuerbare Energieträger zum Ausbau kommen sollen. Neben einem elaborierten Gebäudemodell waren dazu Erhebungen zu Erdwärmepotentialen, Energiedichte etc. nötig.

Technikzentrale Hubergasse, © UIV Urban Innovation Vienna

Für eine Transformation dieser Größenordnung ist das Sammeln von Erfahrungen das Um und Auf. Im Sommer 2023 wurden vier Pioniergebiete für den flächendeckenden Fernwärmeausbau präsentiert: Alliiertenviertel, Gumpendorfer Straße, Rossau und Huberblock (2., 6., 9. und 16. Bezirk). Zum Teil haben die Bauarbeiten bereits begonnen, zu sehen ist dies etwa bei der Errichtung der großen Gebietsumformerstation (GUFO) im Alliiertenviertel oder ab dem Frühjahr 2025 in Gumpendorf. Parallel dazu hat Wiener Wohnen mit Pilotprojekten begonnen, denn auch der soziale Wohnbau soll nachhaltig mit nicht-fossiler Wärme versorgt werden. Das betrifft ungefähr 95.000 Haushalte. Möglichkeiten abseits der Fernwärme werden mit „100 Projekte Raus aus Gas“ aufgezeigt. Eine wichtige Initiative, die veranschaulicht, dass ein Umstieg auch unter herausfordernden Bedingungen, wie sie in Wien oft bei Gründerzeithäusern vorliegen, gelingen kann. Mehr als 50 Projekte konnten schon umgesetzt werden und sind damit auch Best Practice Beispiele für weitere Vorhaben. Im Bereich der stadteigenen Gebäude wird ebenfalls intensiv an Lösungen zur Dekarbonisierung gearbeitet, und z.B. ein Konzeptionsprojekt für ein Nahwärmenetz ins Leben gerufen.

„Ohne Geld ka Musi“, heißt es im Volksmund. Daher hat die Stadt Wien die Fördermöglichkeiten ausgebaut und den Zugang zur Landesförderung vereinfacht. Mit der neuen Wiener Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung, die am 1.3.2024 in Kraft getreten ist, konnte ein aktuell sehr attraktives Förderumfeld für Eigentümer*innen und durch den sogenannten Dekarbonisierungsbonus auch für Mieter*innen geschaffen werden. Thermische Sanierungen, die wesentlich zum geringeren Energieverbrauch beitragen, und die Dekarbonisierung stehen sichtbar im Mittelpunkt dieser klar auf Klimaschutz abzielenden Maßnahmen. Unterstützt wird all das durch ein breitgefächertes Beratungs- und Informationsangebot, persönlich wie auch digital, im Grätzl und Wien-weit, bei Veranstaltungen und durch mediale Verbreitung.

„Wir haben noch eine lange Reise vor uns, um das Ziel „Raus aus Gas“ zu erreichen, aber wir wissen schon sehr konkret, welche Richtungen wir einschlagen müssen. Es wird unterschiedliche technische Herangehensweisen und Lösungen geben, im innerstädtischen Bereich wird die Fernwärme die größte Rolle spielen, in weniger dicht besiedelten Gebieten können es Einzellösungen mit Geothermie und Wärmepumpe oder Nahwärmenetzen sein“, erklärt Programmleiter Thomas Kreitmayer von der Stadtbaudirektion. „Das wichtigste ist, dass wir alle – die Stadt, die Einrichtungen und Organisationen, und wir als Bewohner*innen – an einem Strang ziehen, um eine sichere und umweltfreundliche Versorgung mit Wärme zu erreichen.“

Mehr Informationen zu Raus aus Gas: https://www.wien.gv.at/raus-aus-gas