Projekt Pilzgasse verwirklicht Fachkonzept „Produktive Stadt“
Am 25. Oktober 2019 wurde vom Wiener Gemeinderat für einen Teilbereich von Floridsdorf im Bereich der Pilzgasse ein neuer Flächenwidmungsplan und Bebauungsplan beschlossen. Die darin getroffenen Festlegungen zielen unter anderem darauf ab, die Idee der Produktiven Stadt in konkrete Stadtplanung zu übersetzen.
Zudem soll die Festlegung eines Stellplatzregulativs, gemeinsam mit der Umsetzung eines Mobilitätskonzeptes, dazu beitragen, dass ein hoher Anteil der Alltagswege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt wird. Jetzt steht das Projekt in der Pilzgasse vor der Baubewilligung.
Das „Fachkonzept Produktive Stadt“ (FK) wurde am 28. Juni 2017 vom Wiener Gemeinderat beschlossen und führt die wesentlichen Ziele der Betriebsstandortentwicklung Wiens zusammen. Zudem legt es drei Typen von Betriebszonen fest: industriell-gewerbliche Gebiete, gewerbliche Mischgebiete und integrierte Einzelstandorte. Gewerbliche Mischgebiete bedeuten eine neuartige Form der Durchmischung, da anstelle monofunktionaler Betriebs- und Wohngebiete eine Verzahnung von Arbeiten und Wohnen eine nachhaltige Stadtentwicklung sicherstellen soll. Ein ressourcenschonender, effizienter und sparsamer Umgang mit Grund und Boden soll durch Nutzungsmischung im Sinne einer „modernen Stadt der kurzen Wege“ ermöglicht werden.
Qualitätssicherung durch Gutachterverfahren
Unabhängig vom Verfahren zur Festsetzung des Flächenwidmungsplanes und des Bebauungsplanes bestehen verschiedene Instrumente zur Qualitätssicherung von Projekten, etwa Bauträgerwettbewerbe oder Qualitätsbeiräte. Für das Projekt Pilzgasse 33 wurde nach dem Gemeinderats-Beschluss des Flächenwidmungsplanes und des Bebauungsplanes ein sogenanntes Gutachterverfahren durchgeführt, als Ausloberin fungierte die SÜBA Bau- und Projekterrichtungs GmbH. Drei Architekturbüros wurden dazu eingeladen, ein Bebauungs- und Gestaltungskonzept einzureichen. Im Juli 2020 wurden die Beiträge vor dem Beurteilungsgremium, welchem auch VertreterInnen der Stadt Wien (MA 19, MA 21B, Wirtschaftsagentur Wien, Bezirksvertretung) angehörten, präsentiert und einer kritischen Diskussion unterzogen. Zum Siegerprojekt wurde schließlich der Beitrag von Soyka-Silber-Soyka gekürt. Seitens der VertreterInnen der Stadt Wien wurde im Rahmen der Qualitätssicherung unter anderem darauf geachtet, dass die Vorgaben des FK Produktive Stadt im Projekt berücksichtigt werden.
Flexible Gestaltung
Das Siegerprojekt sieht nun drei Baukörper auf einem gemeinsamen Sockel vor, in welchen auch die Garage integriert ist. Entlang der Straßenfronten ermöglicht der Sockel (inkl. Arkade) flexible Nutzungsvarianten und eine zentrale Anlieferung. Ein Baukörper (das „Produktionshaus“) soll gewerbliche Nutzungen enthalten, die beiden anderen Baukörper überwiegend Wohnungen sowie einen Kindergarten. Das „Produktionshaus“ ist durch ein hohes Erdgeschoß und generell hohe Raumhöhen charakterisiert. Die entsprechenden Raumhöhen und ein zentraler Erschließungskern mit Lastenaufzügen soll in Zukunft eine dynamische, flexible Nutzung ermöglichen. Durch modulweises Addieren in horizontaler Richtung können unterschiedliche Raumgrößen für Nutzungen der Produktiven Stadt angeboten werden.
Plusenergiequartier Pilzgasse
Eine weitere Besonderheit des Projektes ist dessen Konzeption als Plus-Energie-Quartier. Das bedeutet, kurzgefasst, dass das Quartier mehr Energie produzieren als verbrauchen soll. Das Projekt wird unter dem Titel „Zukunftsquartier 2.0“ von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG) unterstützt. Als Projektkoordinatorin fungiert die Urban Innovation Vienna GmbH. Im Rahmen der Qualitätssicherung wurde thematisiert, dass für die Erreichung höchster Energieeffizienz auch die Architektur eine wichtige Rolle spielt, etwa durch kompakte Baukörper-Volumina, Verzicht auf großzügige Glasfronten und die Integration von Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach sowie stellenweise auf den Fassaden. Das extensiv begrünte Dach und die vorgesehene Fassadenbegrünung stellen weitere thermische Vorteile dar, etwa durch die positiven Effekte für das Mikroklima und den dadurch geringeren Kühlbedarf bei sommerlicher Überhitzung.
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