Nordwestbahnhof: Soja für´s Grätzl

Um die 600 Gratis-Soja-Kübel werden in nächster Zeit an Kindergärten, Pensionistenklubs und Bewohner*innen des Friedrich-Engels-Hofes in der Brigittenau verteilt. © Chris Mavric

Schlicht, aber potent, hipp, aber (ökologisch) ein bisserl verrufen: Es gibt gar nicht so viele Pflanzen wie die Sojabohne, die solche Widersprüche in sich trägt. Und stoisch trotzdem gut gedeiht. Etwa am Nordwestbahnhof, derzeit gut versteckt zwischen unzähligen hüfthohen Pappelablegern. Um die 600 gelbe Kübeln mit je 3 bis 4 Sojapflanzen warten hier auf ihren Einsatzort Ende Juni, etwa für interessierte AnwohnerInnen des Friedrich Engels-Hofes in der Brigittenau genauso wie für SchülerInnen und ihre Familien von der Mittelschule Stromstraße. 

Kindergärten und Pensionistenklubs gehören auch noch zum Abnehmerkreis dieses außergewöhnlichen Kulturprojektes, das sich das Künstlerduo hoelb/hoeb , Barbara Hölbling und Mario Höber, haben einfallen lassen. Wenn man so will: Pflanzen-Kunst als sozialer Stimulator. „Tofu, Miso oder Edamame sind jetzt nicht unbekannt, dennoch wird die Bedeutung der Soja-Pflanze unterschätzt“, meint Barbara Hölbling. Koch-Workshops, Schul-Projekte, Soja-Börsen und Vorträge, vor allem aber die eigen Soja-Pflanzen auf dem Balkon oder im Garten werden das bis Spätherbst verändern. Und auch Nachbarn zusammen bringen.

Zusammen Tofu am Nordwestbahnhof machen? Ist vorgesehen. Die Brigittenau als Soja-HotSpot: Warum nicht? 

BOKU-Prof. Johannes Vollmann bei der „Soja“-Pressekonferenz mit Schüler*innen der Neuen Mittelschule Stromstraße. © Chris Mavric

Eigentlich bringt Soja als Bohnengewächs dermaßen viel mit, um sich zumindest den Platz 1 mit der Fisole zu teilen. Im Unterschied zur Fisole zeichnet Soja ein hoher Protein- und Ölgehalt aus. Während weltweit laut Boku-Professor Johannes Vollmann – ein Unterstützer dieses Projektes – geschätzte 90 Prozent des Sojas für Öl, Mastfutter und andere Bereiche genutzt werden, gehen bei uns in Österreich um die 50 Prozent in den Lebensmittelhandel. So überrascht es auch nicht, dass Soja österreichweit Platz 4 im Pflanzenanbau einnimmt und sogar die Erdäpfel hinter sich lässt.

Den ersten Soja-Kontakt gab es bereits vor über 150 Jahren 

Sojapflanzen auf dem Weg in die Nachbarschaft: (mitte u. re.) Das Künstler-Duo Barbara Hölbling und Mario Höber. © Chris Mavric

Im Zuge der Wiener Weltausstellung (1873) überreichte Japan, das damals erstmals an dieser globalen Produkteschau teilnahm, dem Kaiserhaus eine Handvoll Soja. Gott sei Dank wurden diese nicht entsorgt, sondern kamen in die wissenschaftlichen Hände von Friedrich Haberlandt, einem studierten Biologen, der im Soja sein Forschungsglück fand. Bereits kurz nach der Weltausstellung fanden die ersten Anbauten in Böhmen, Mähren, aber auch in der Nähe von Wien erfolgreich statt. Mit Haberlandt, so könnte man sagen, hatte die Sojabohne ihren idealen Botschafter gefunden. Und mit dem Projekt „Superbohne“ von Barbara Hölbling und Mario Höber der Nordwestbahnhof und all seine Anrainer*innen.

Das Projekt wird unter anderem seitens Kulturlabor Gemeindebau und den Wohnpartnern unterstützt.

Gratis-Verteiltermine

Die nächsten Gratis-Verteiltermine sind am:

24. Juni, 16 bis 18 Uhr
20., Fußgängerunterführung Friedrich-Engels-Platz

25. Juni, 17.30 bis 19.30 Uhr
20., Fußgängerunterführung Friedrich-Engels-Platz

27. Juni, 17.30 bis 19.30 Uhr
20., Innenhof Leystraße 23/Kapaunplatz 2