Was ist guter öffentlicher Raum?

© Stadt Wien / Gerd Götzenbrucker

Der Fachbereich Gestaltung Öffentlicher Raum spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Gestaltung des Stadtbildes in Wien. Der Fachbereich ist Teil der Abteilung für Architektur und Stadtgestaltung. Er beschäftigt sich sowohl mit der Planung und Umsetzung von Um- und Neugestaltungen im öffentlichen Raum als auch mit der Beratung zu privaten Nutzungsansuchen. In dem Interview mit der Fachbereichsleitung Dipl.-Ingin Lena Schlager erfahren Sie mehr über die Aufgaben, Projekte und Ziele des Fachbereichs. 

Was ist der Aufgabenbereich des Fachbereichs Gestaltung Öffentlicher Raum?

Wir sind Teil der Abteilung Architektur und Stadtgestaltung. Mein Fachbereich kümmert sich um das Stadtbild, das durch die Straßengestaltung, Plätze und deren Nutzungsangebote entsteht. Um- und Neugestaltungen im Verantwortungsbereich der Stadt/der Bezirke fallen hier ebenso ins Portfolio wie die Beratung und Begutachtung von privaten Nutzungsansuchen im öffentlichen Raum, also die Ausgestaltung eines Schanigartens oder Würstelstands. Wir beschäftigen uns dabei im Großen mit der Grundkonzeption, den Funktionalitäten und Strukturen eines öffentlichen Raums wie auch im Detail mit Oberflächenmaterialien, Begrünungs- und Möblierungselementen, die dieser Grundkonzeption idealerweise entsprechen. Dabei arbeiten wir projektbezogen immer gemeinsam mit den beteiligten Dienststellen, politischen Vertretungen und auch Interessensvertretungen. Als (Landschafts-)Architektinnen und Raumplanerinnen bringen wir hier unsere Expertise ein. Großprojekte werden zudem nicht in Eigenplanung sondern als Vergabe an ein externes Planungsbüro betreut.

© Stadt Wien / Gerd Götzenbrucker

Wie definieren Sie den Begriff „guter öffentlicher Raum“?

Wir engagieren uns dafür, dass der öffentliche Raum von allen Menschen gut und gern benutzbar ist. Das sind zum Beispiel Kinder und Jugendliche, Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen, die wenig besitzen, Menschen jeden Geschlechts. Unsere Alltagswege sollen angenehm gestaltet sein: beschattet, grün, mit Aufenthaltsmöglichkeiten, mit spielerischen Ansätzen und nicht zu vergessen mit Blick auf das gesamtheitliche, stimmige Erscheinungsbild.

Welche Projekte (aus dem Fachbereich) prägen aktuell das Wiener Stadtbild?

In den vergangenen Jahren sind viele Großprojekte geplant und zum Teil auch schon umgesetzt worden, beispielsweise die Thaliastraße, die Praterstraße, die Favoritenstraße, der Julius-Tandler-Platz, der Christian-Broda-Platz oder das Supergrätzl Favoriten. Das Neudenken von Straßen, die bislang vorrangig dem motorisierten Individualverkehr gedient haben, ermöglicht durch eine Neuordnung der Verkehrsflächen und einer Betrachtung aus der Fußgänger*innen-Perspektive neue Gestaltungsmöglichkeiten wie mehr Platz für Grün und hochwertigen Aufenthalt im öffentlichen Raum. Grundsätzlich wird versucht, Synergien zu nutzen und bei Straßenumbaumaßnahmen/Baustellen Aspekte der qualitätsvollen Gestaltung des öffentlichen Raums einfließen zu lassen. So können auch kleine Verbesserungen, wie das das Aufstellen zusätzlicher Sitzmöglichkeiten oder das Verbreitern von Gehsteigbereichen zur erweiterten Nutzung von Straßenräumen führen. Diese kleinen Eingriffe erarbeiten wir jeden Tag am Schreibtisch und diese Maßnahmen sind später, durch die Umsetzung vor Ort, als Gestaltung des öffentlichen Raums in allen Bezirken der Stadt wahrnehmbar.

Welche Themen werden in den nächsten Jahren besonders wichtig?

Die Stadtgestaltung, die Umgestaltung von Straßenzügen und Plätzen, sind etwas langlebiges. Wenn wir heute umbauen, sollte das morgen noch nicht veraltet sein. Wir müssen in die Zukunft schauen, müssen uns trauen, dass mutige Entscheidungen getroffen werden, wo wir in 10 oder 20 Jahren auch noch sagen können, das war richtig. Gerade was die Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel betrifft, müssen Investitionen gut und nachhaltig gesetzt werden. Die Fragen des Ressourcenverbrauchs und der Kreislaufwirtschaft müssen als wichtige Aspekte in der Planung und Umsetzung mitgedacht werden. Ich sehe uns da auf einem guten Weg und hoffen für alle jungen und noch nicht geborenen Wiener*innen und Stadtbewohner*innen, dass wir hier erfolgreich sind.

Zur Person 

Dipl.Ing.in Lena Schlager leitet seit März 2020 den Fachbereich Gestaltung öffentlicher Raum in der Abteilung Architektur und Stadtgestaltung (MA 19). Davor war sie im Fachbereich Generelle Planung und Grundlagenforschung tätig und unter anderem für das „STEP 2025  – Fachkonzept Öffentlicher Raum“ verantwortlich.