Spielen im öffentlichen Raum

© Stadt Wien / Luiza Puiu
Wie kann Spielen und Bewegung auch abseits von Spiel- und Sportplätzen umgesetzt werden? Die Abteilung für Architektur und Stadtgestaltung zeigt anhand von aktuellen Umgestaltungen Möglichkeiten im öffentlichen Raum auf.
Wer mit Kindern in der Stadt unterwegs ist, weiß: Interessante Bodenbeläge oder Markierungen regen die Fantasie an. Gespielt wird nicht nur auf Spiel- und Sportplätzen, sondern auch auf alltäglichen Wegen. Spielen im öffentlichen Raum bedeutet an einer Mauer entlang zu balancieren, im Sommer an einem Brunnen zu plantschen oder ein interessant geformtes Sitzmöbel zu beklettern. Spielgeräte laden zum Schaukeln oder Drehen ein. Da wird eine Sitzbank zum spielerischen Hindernislauf und die Brückenmauer zur Kletterwand. Wasserfontänen erfreuen sich mit immer heißeren Sommern immer größerer Beliebtheit.
Die Angebote haben eines gemein: Mit ihnen wird die Stadt zum Ort der Bewegung. Gerade in der dicht verbauten Stadt sind Kinder und Jugendliche auf Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten angewiesen. Spielerische Bewegung und das Begreifen der Umwelt mit möglichst allen Sinnen – diese Erfahrungen werden in Wien verstärkt angeboten.
Spielfibel
Mit der Publikation „Spielfibel“ rückt die Stadt Wien das Thema Spielen im öffentlichen Raum in den Fokus. Die Spielfibel zeigt die Fülle von Spielangeboten auf Straßen und öffentlichen Plätzen. Die gesammelten Beispiele stammen überwiegend aus Wien und ermöglichen einen direkten Vergleich unterschiedlicher Spielangebote. Die „Spielfibel“ ist 2018 in Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Dienststellen der Stadt Wien entstanden. Seither sind viele Neu- und Umgestaltungen mit Spielfaktor umgesetzt worden.
Besonderer Fokus liegt auf der Gestaltung von Schulvorplätzen. Dort liegt der Schwerpunkt auf der Verbesserung der Verkehrssicherheit sowie auf dem Angebot von Spiel- und Bewegungsangeboten im direkten Schulumfeld. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Pfeilgasse, die bereits 2022 fertiggestellt wurde. Das Besondere hier ist, dass ein ehemaliger Parkplatz für Lehrer*innen zu einem öffentlichen Aufenthaltsbereich ausgebaut wurde. Mehrere Bäume und Sitzmöglichkeiten bieten Platz für ein „Klassenzimmer im Grünen“. Zusätzlich wurde die Hauptradwegverbindung in der Pfeilgasse ausgebaut.
Aktuelle Umgestaltungen
Das bald fertiggestellte Hippviertel in Ottakring wird nicht nur klimafit sondern auch spielerisch aufgewertet. Neben den Klimawandelanpassungsmaßnahmen liegt ein Augenmerk auf der spielerischen Aneignung dieses neuen, einladenden Straßenraums. Bunte Bodenbemalungen schlängeln sich schon bald durch das Viertel und werden durch bunte Würfel ergänzt, die eine multifunktionale Verwendung finden.
Bodenbemalungen sind eine weitere Möglichkeit, mit geringem baulichen Aufwand eine große Wirkung auf die Nutzung des öffentlichen Raumes zu erzielen. Die Formen und Farben laden insbesondere Kinder und Jugendliche zur Bewegung ein. Neben markierten Hüpfspielen am Gehsteig zu großflächigen Radparcours – in den letzten Jahren sind einige interessante Bodenbemalungen in Kooperation mit Künstler*innen entstanden. Die Ideenfindung und Entwürfe werden in Workshops gemeinsam mit Kindergärten oder Schulen entwickelt. Ein aktuelles Beispiel dazu befindet sich in der Grabnergasse im 6., Bezirk, wo ein aufgemaltes Fabelwesen eine neue, autofreie Aufenthaltsfläche kennzeichnet.
Manchmal hilft auch ein Perspektivenwechsel, um den Spielwert des öffentlichen Raumes zu erkennen. Bei „Argentinierstraße“ denken viele an eine hochwertige Radverbindung, seit der Umgestaltung bietet sie jedoch noch viel mehr: Begrünung, Aufenthaltsbereiche und neue Spielmöglichkeiten. Die jungen Bezirksbewohner*innen und Besucher*innen sowie deren Begleitpersonen freuen sich über den deutlich erweiterten Spielplatz am St.-Elisabeth-Platz. Gleich in der Nähe gibt es nun zwei Gelegenheiten zum Planschen – ein Wasserspiel auf der anderen Seite der Kirche sowie etwas stadteinwärts vor dem Anton-Benya-Park ein zum Spielen anregender Brunnen. Und die Pflastermuster, die auf den Gehflächen verteilt sind, sind nicht nur schön, sondern animieren auch zu wegbegleitendem Spielen.
In der Seeböckgasse im 17. Bezirk wurde der Vorplatz des „Haus der Barmherzigkeit“ in Kooperation umgestaltet. Entstanden sind Aufenthaltsbereiche mit einem Schwerpunkt auf integrative Spiel-, Bewegungs- und Sitzmöglichkeiten. Die Gestaltung als inklusionsgerechter Freiraum richtet sich direkt an die Bedürfnisse der Nutzer*innengruppe vor Ort. Elemente können beispielsweise auch von Rollstuhl aus oder mit eingeschränkten motorischen Fähigkeiten genutzt werden.
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