Visionen einer Stadt – Der Töchtertag in der Wiener Stadtentwicklung
Er ist mittlerweile fixer Bestandteil im Veranstaltungskalender der Wiener Stadtplanung: Der Töchtertag. Wie plant man das Wien von Morgen? Welche vielfältigen Interessen sind zu beachten, wenn man Straßen und Plätze plant? Und wozu benötigt man eigentlich die Stadtvermessung? Diesen und weiteren Fragen sind Schülerinnen im Alter von 10 bis 18 Jahren beim diesjährigen Wiener Töchtertag am 25. April nachgegangen.
Stadt der Zukunft
Was macht eigentlich ein*e Stadtplaner*in? Und wie sieht eine Stadt aus, die nur von Mädchen geplant und gebaut wird? Der Wiener Töchtertag am 25.04. lieferte Antworten – und Überraschungen.
Am 25.04.2024 hatten 20 Mädchen im Alter von 10 bis 13 die Möglichkeit, mehr über den Beruf der Stadtplaner*in zu erfahren. Dieses Jahr kooperierte die Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung (MA 18) erstmals mit der WIENXTRA Stadtbox in der Seestadt, um den Teilnehmerinnen die vielfältigen Aspekte ihrer Arbeitswelt vor Ort näherzubringen. Dabei konnte mit der Seestadt nicht nur eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Wiens (und Europas) besichtigt werden; in der Stadtbox von WienXtra hatten die Mädchen anschließend die Gelegenheit, ihre eigene Stadt zu bauen und Ihre Beobachtungen und Vorstellungen umzusetzen.
Von der Theorie in die Praxis
Der erste Programmpunkt war ein interaktiver Vortrag, bei dem die Mädchen einen Einblick bekamen, was es heißt, das Wien von Morgen zu planen. Mitarbeiter*innen der Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung berichteten von ihrer Sicht auf die Stadt, die immer stark vom eigenen Aufgabengebiet geprägt ist: Von der Grün- und Freiraumplanung über Mobilitätsfragen bis hin zur Arbeit mit Datensätzen stellten die Mitarbeiter*innen ihre eigenen Themen und Arbeitsbereiche vor. Auch die Veränderung des öffentlichen Raums in Anbetracht der Klimakrise sowie weitere Überlegungen für ein lebenswertes Wien im Jahr 2050 wurden diskutiert.
Anschließend spazierten die Mädchen gemeinsam mit den Expert*innen der Wiener Stadtplanung in der direkten Umgebung der Stadtbox durch die Seestadt, um mehr über die Überlegungen und Hintergründe zu erfahren, auf denen das Viertel aufbaut.
Der krönende Abschluss war das anschließende Bauen der eigenen Stadt der Zukunft. Mit Figuren und Bausteinen haben die Mädchen ihre Vision einer idealen Stadt gestaltet und so erarbeitet, was einen guten Ort zum Zusammenleben ausmacht. Wichtige Aspekte darin waren:
- Ein zentraler Park mit Flüssen und Seen
- verschiedene Teleportationshubs
- zahlreiche Sportplätze
- ein Zirkus
- ein Hochseilgarten über die ganze Stadt
- ein Jugendzentrum-Tower (übrigens das höchste Gebäude der Stadt)
- eine Moschee
- ein freizugängliches Schwimmbad
- ein Friedhof (der erste Friedhof, der jemals in der Stadtbox von WienXtra gebaut wurde)
- eine Shopping-Meile
- sowie zahlreiche Windräder und Solarmodule
© Stadt Wien / Luiza Puiu
Die Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung ist begeistert von so viel Kreativität und guten Ideen.
Das Stadtbild im Fokus
Wie all diese Vorstellungen und Ideen in das Wiener Stadtbild passen, darum kümmert sich die Abteilung Architektur und Stadtgestaltung (MA 19). Wo darf man in Wien Hochhäuser errichten? Was unternimmt die Stadt, damit wir die sommerliche Hitze gut aushalten können? Und sind Graffitis eigentlich grundsätzlich verboten? Am Töchtertag hatten 13 Mädchen die Möglichkeit all diesen Fragen nachzugehen. Auf einer Graffiti-Streetart-Tour konnten sie erfahren, wie Graffiti und Streetart entsteht, welche Techniken und Richtungen es gibt und was legal oder illegal ist. Es wurde diskutiert, wie Architektur und Graffiti sich ergänzen und das Stadtbild beeinflussen.
© Stadt Wien / Markus Fröschl, Barbara Bachl
Mit den Architekt*innen der Abteilung wurde bei einem Spaziergang in der Meidlinger Hauptstraße geklärt, wie die Umgestaltung von Straßen und Plätzen funktioniert, warum man so viel Bäume wie möglich pflanzen möchte, aber wieso das auch nicht überall möglich ist. In der Ausstellung „gebaut“ der MA19 zeigten die zuständigen Kolleg*innen, worauf bei der Gestaltung besonders geachtet wird, wenn ein Gebäude umgebaut oder neu gebaut werden soll. Und schließlich wurde noch darüber gesprochen, wie jede*r Einzelne sich an der Gestaltung unserer Stadt beteiligen kann.
Stadtvermessung aus nächster Nähe
Auch die Abteilung Stadtvermessung (MA 41) hat sich in diesem Jahr wieder am Wiener Töchtertag beteiligt: So wurde den Mädchen im Alter von 10 bis 15 Jahren die Möglichkeit geboten, in dieses – für viele unbekannte – Berufsfeld hinein zu schnuppern. Um selbst aktiv zu werden, war der Workshop in diesem Jahr möglichst praxisorientiert angelegt. Die Schülerinnen haben nicht nur in der Theorie über den typischen Arbeitsalltag von Vermessungs- und Geoinformationstechniker*innen gehört, sondern im Freien wurden gemeinsam Messgeräte aufgestellt und vor Ort ausprobiert. Sichtliches Highlight war das Einschlagen der so genannten Messbolzen.
© Stadt Wien
Durchs virtuelle Wien
Gemeinsam ist man auch der Frage nachgegangen warum eigentlich einmal pro Jahr ein Flugzeug über Wien abhebt und Aufnahmen vom gesamten Stadtgebiet macht? Die Mädchen haben nicht nur Luftbilder angeschaut, sondern sich selbst mit Spezialbrillen an den Auswertestationen versucht. Mittels VR-Brille stand außerdem ein „Spaziergang“ durchs virtuelle Wien auf dem Programm. Alles in allem, ein spannender Tag, der so mancher Teilnehmerin neue Berufsmöglichkeiten aufgezeigt hat – was uns besonders freut!