Im Portrait: Programmleitung Stadtentwicklungsareale für lebenswertes Wohnen (PSA)
Wien wird seit der Mercer-Studie 2009 durchgängig als lebenswerteste Stadt der Welt gelistet. Diese Auszeichnung wird durch die hohen Zufriedenheitswerte der Bevölkerung in den Studien und Befragungen zur Lebensqualität bestätigt. Gleichzeitig ist in den vergangenen 15 Jahren die Einwohner*innenzahl Wiens um rund 300.000 Personen gestiegen, das entspricht ungefähr der Dimension von Graz. Dieses anhaltende Wachstum stellt die Stadtplanung vor große Aufgaben. Wie kann die Lebensqualität erhalten oder sogar gesteigert werden, wie kann ausreichender und leistbarer Wohnraum geschaffen werden? Mit umfassenden Stadtentwicklungsprogrammen adressiert die Stadt Wien diese Herausforderungen.
Koordinierte Stadtentwicklung mit der PSA
Die Programmleitung Stadtentwicklungsareale für lebenswertes Wohnen (kurz: PSA) koordiniert und begleitet die Umsetzung neuer Stadtquartiere in den verschiedenen, ihr übertragenen Projektgebieten von Beginn an bis zur Fertigstellung. Die PSA ist in der Stadtbaudirektion angesiedelt und hat die Rolle einer internen Projektkoordinationsstelle inne. Durch ihre gute Vernetzung mit den unterschiedlichen Geschäftsbereichen und Dienststellen des Magistrats bildet die PSA eine Brücke zu Politik und Verwaltung, sichert einen frühzeitigen Austausch zwischen Bauträger*innen und Dienststellen und stimmt die Planungen der einzelnen Bauplätze mit jenen des öffentlichen Raums ab. Der kontinuierliche Austausch mit der externen Projektsteuerung solch großer Vorhaben wird ebenfalls intensiv gepflegt.
Aktuell besteht das Team der PSA aus acht Personen unter der Führung von Andreas Trisko. Gemeinsam bringen sie ihre Expertise zur Stadtplanung, Hoch- und Tiefbau, Verkehrswesen sowie technischer und sozialer Infrastruktur ein. Die langjährige Erfahrung in der Steuerung und Durchführung von Großprojekten in Kombination mit profunden Kenntnissen im Projektmanagement sind ein weiterer Erfolgsfaktor für die Arbeit der PSA, ebenso wie der laufende Erfahrungsaustausch im Team. So können bei auftretenden Problemen Lösungen rasch gefunden werden und auf ähnliche Situationen in anderen Projektgebieten übertragen werden.
Neuer Wohnraum entsteht
In den großen Stadtentwicklungsgebieten wird dem drängenden Wohnraumbedarf entgegengewirkt. Auf den ehemaligen Bahnhofsgeländen, den sogenannten „Brownfields“, wie Neues Landgut, Nordbahnhof und Nordwestbahnhof sowie im Zielgebiet U“-Donaustadt im 22. Bezirk, etwa in aspern Seestadt, Berresgasse oder Hausfeld werden – von der PSA koordiniert – rund 43.000 Wohnungen für etwa 100.000 Einwohner*innen sowie Raum für 50.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die Erfahrungen daraus fließen in weitere Vorhaben ein. So unterstützt die PSA seit 2022 weitere Quartiersentwicklungen, die im Rahmen der Qualitätssicherung des Wohnfonds Wien begleitet werden. Dazu zählen Projekte wie Kurbadstraße, Kempelenpark, Erzherzog-Karl-Straße Süd, Süßenbrunnerstraße West, Am Rain., Meischlgasse und Biotop Wildquell. Insgesamt werden in all diesen Gebieten rund 64.000 Wohnungen entstehen. Zusammen mit Verdichtungsmaßnahmen im bestehenden Stadtgebiet kann damit der Wohnraumbedarf für die bis 2035 prognostizierten, zusätzlichen 150.000 Einwohner*innen Wiens bereitgestellt werden.
Gemeinsam Qualität sichern: PSA und Wohnfonds Wien
Im Regierungsprogramm der Stadt Wien von 2020 wurde festgelegt, die Qualitätssicherung nach Art des Grundstücksbeirats im geförderten Wohnbau auf den freifinanzierten Wohnbau und das gesamte jeweilige Stadtquartier auszudehnen. Um das zu verwirklichen, wurden vollkommen neue Wege beschritten und Qualitätsbeiräte eingeführt. Im Jahr 2021 wurden in einem kooperativen Verfahren die Ziele und Arbeitsweise dieser neuen Qualitätsbeiräte bestimmt: sie sollten – verankert beim Wohnfonds Wien – die Qualitätssicherung für die oben angeführten größeren Wohnbauquartiere (ab 500 Wohneinheiten) übernehmen.
Die Grundlage für den weiteren Prozess bilden die vorab von der Stadtplanung definierten Qualitätenkataloge. Sie sind die Basis für die vertiefte Bearbeitung von Themenschwerpunkten in einem Stadtquartier, und gelten für geförderte und freifinanzierte Wohnbauprojekte gleichermaßen. Nach dem 4-Säulenmodell des Wohnfonds Wien betrifft das die Qualitäten in den Bereichen „Ökonomie“, „Soziale Nachhaltigkeit“, „Architektur“ und „Ökologie“. Schlüsselthemen sind hier die Grün- und Freiraumplanung oder die Abstimmungen zu gemeinsamen Energie-, Mobilitäts- oder Erdgeschoßzonen- Konzepten. In Kolloquien, Workshops und Gesprächen unter Einbindung aller relevanten Stellen werden dann die Details erarbeitet. Die Qualitätsbeiräte begleiten die Umsetzungen bis hin zur Endbegehung nach Fertigstellung des Quartiers. Angesichts der vielen einzubindenden Akteur*innen (Planer*innen, Bauträger*innen, Dienststellen und weitere Stakeholder*innen) ist die Einrichtung einer externen Projektsteuerung erforderlich, die in der Planungsphase vom Wohnfonds Wien und danach von den Bauträger*innen beauftragt wird. Die PSA wirkt bei den intensiven Aushandlungsprozessen über die gesamte Laufzeit mit und leistet in Zusammenarbeit mit dem Wohnfonds so einen wichtigen Beitrag zur Realisierung und Sicherung von hochqualitativem Wohn- und Lebensraum.
Öffentlicher Raum im Blickpunkt
Grundlage jeder Quartiersentwicklung sind gesamtstädtische Kriterien, Ziele und Qualitätsanforderungen, so wie sie in der Smart City Rahmenstrategie, im Stadtentwicklungsplan (STEP) oder in den jeweiligen Stadtteilentwicklungskonzepten der Stadt Wien verankert sind. Die Ansprüche an den öffentlichen Raum, seine Funktionalitäten und Ausgestaltung sind dabei nicht minder hoch als jene an die Wohngebäude. Mögliche Reibungspunkte an den Schnittstellen der Bauträgerprojekte mit den gleichzeitig anlaufenden Detailplanungen des öffentlichen Raums machen sich dann bemerkbar. Besonderes Augenmerk gilt vor allem den angrenzenden Parkanlagen und Straßenplanungen im Bebauungsgebiet. Terminabstimmungen und Initiativen zur Lösung von Einzelproblemen sind dann gefragt. Die PSA vermittelt etwa in der Abstimmung zu Radwegeführungen, Gehsteigbreiten und Baumpflanzungen, die dann auch optimal auf notwendige Garageneinfahrten, die Müllentsorgung und Feuerwehrzufahrten ausgelegt werden. Das „Frühe Grün“ in Parkanlagen, also eine Bepflanzung weit vor der Besiedlung, sichert einen fortgeschrittenen Bewuchs, wenn die ersten Bewohner*innen einziehen. Das erfordert allerdings Berücksichtigung durch die meist gleichzeitig stattfindenden Bauführungen. Die PSA ist in solchen Situationen für alle Beteiligten Ansprechpartnerin und weiß im Problemfall, wer zur Lösung beitragen kann. Sie vermittelt auch zu politischen Entscheidungsträger*innen und übernimmt bei den großen Erweiterungsgebieten die wichtigen Funktionen des Programm-Managements und -Controllings.
Ein Ziel vor Augen
Die Ziele der PSA sind eng mit ihren Kernkompetenzen verbunden: hohe Effizienz, optimale Prozessabwicklung und eine schnellere und wirkungsvollere Realisierung von Stadtentwicklungsprojekten stehen an erster Stelle. Es gilt, Synergien zu nutzen und im Dialog mit allen Beteiligten zu bleiben. Das hebt die Qualität in den Stadtquartieren und sorgt für zufriedene künftige Bewohner*innen.