Neuer Stadtteil am Nordwestbahnhof: Flächenwidmungsplan am 20. März 2024 durch Wiener Gemeinderat beschlossen

© ÖBB/januousekhavlicek.cz

Auf 44 Hektar Fläche entwickelt die Stadt Wien gemeinsam mit den ÖBB einen neuen Stadtteil, der die beiden durch den Nordwestbahnhof getrennten Bezirkshälften der Brigittenau künftig verbindet. Der Fokus liegt dabei auf klimafitter Stadtgestaltung, sozialer Durchmischung, leistbarem Wohnbau, großzügigen Grünräumen und einer hervorragenden öffentlichen Anbindung. 

Präsentiert wurden die Pläne im Herbst 2023, es gab zahlreiche Veranstaltungen und Info-Angebote. Nach Abschluss der öffentlichen Auflage liegen die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne nun am 26. Februar dem Planungsausschuss des Gemeinderats vor. Bis 2035 soll am ehemaligen Bahnhofsareal ein lebendiges Grätzl entstehen, das den Anforderungen einer modernen, wachsenden Stadt gerecht wird, geplanter Baubeginn ist 2026.

Nachhaltiges Leben und leistbares Wohnen 

So wie in ganz Wien, wird auch am Nordwestbahnhof das Konzept des leistbaren Wohnens umgesetzt: 60 Prozent der Wohnungen werden gefördert, einschließlich der Gemeindewohnungen. Der verbleibende Anteil wird freifinanziert sein. Sobald die Bauträger bekannt sind, können sich Interessierte für Wohnungen in bester Lage anmelden. Im südlichen Bereich des Nordwestbahnhofareals werden zwei identitätsstiftende Backsteinhallen erhalten und einer neuen, öffentlichen Nutzung zugeführt. An vier Standorten entstehen Hochhäuser. Durch den Bau in die Höhe wird wertvoller Raum für eine 10ha große „grüne Mitte“ geschaffen. Die attraktiven Blickachsen in Richtung Wienerwald bleiben unverändert.

Großzügige Grünräume für das neue Stadtviertel  

Dabei spielt natürlich auch Wasser eine zentrale Rolle. Eigens angelegte Gewässerflächen innerhalb des Parks tragen maßgeblich zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Für das Regenwassermanagement des Gebiets wird die Grüne Mitte ein zentrales Element der lokalen Versickerung sein. Zusammen mit der „Freien Mitte“ im Nordbahnviertel entsteht eine ökologisch wertvolle Spange im donaunahen Bereich von knapp 20 Hektar Fläche.

Nachhaltig und mit zusätzlichem Freiraum für alle: Der neue Bildungscampus 

Das Nordwestbahnviertel setzt nicht nur auf die grundlegenden Bedürfnisse des Wohnens und Arbeitens, sondern legt auch besonderen Wert auf Bildung. In den nächsten Jahren werden drei öffentliche und eine private Schule entstehen, wobei ein Standort zu einem weiteren Bildungscampus wird.

Bereits 2028 sollen im neuen Bildungscampus Nordwestbahnhof bis zu 1.600 Kinder in 12 Kindergartengruppen, 33 Ganztagsklassen, 8 sonderpädagogischen Räumen, kreativen Ateliers, Turnhallen sowie einer Musikschule lernen, spielen und sich austoben.

Der Bildungscampus punktet mit Nachhaltigkeit, einem effizienten Energiekonzept und einem kreislaufwirtschaftlichen Planungsansatz. Beispiele dafür sind ein begrünter Sockel, eine Außenwand aus Holz und Fassadenmaterial aus Keramik, die auf Fassadenbegrünungen ausgerichtet sind.

Umweltfreundlich unterwegs zum und durchs Grätzl  

Im neuen Grätzl spielt das Miteinander eine große Rolle. Das gelingt durch die erstmalige Durchquerung des Areals mit der neuen Straßenbahnlinie 12, die bereits 2025 in Betrieb geht und im Zuge der fortschreitenden Entwicklungsphasen künftig auch durchs Gebiet fahren wird. Sie verbindet dann über die verlängerte Wallensteinstraße nicht nur das Areal mit dem Nordbahnhof, sondern wird das bestehende Bus- und Straßenbahn-Angebot vor Ort ergänzen. Die verlängerte Wallensteinstraße wird vorrangig den Fußgänger*innen vorbehalten sein, denn nur Radfahrer*innen, die Straßenbahn, Einsatzfahrzeuge sowie temporäre Anlieferungen können diesen Abschnitt befahren.

Die Durchlässigkeit und Erreichbarkeit für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen sowie die dichte, fußläufige Vernetzung des Stadtteils mit der Umgebung dienen dem Ziel der Stadt der kurzen Wege.  Klimafreundliche Mobilität leisten die U6 im Norden mit den beiden Stationen „Dresdner Straße“ und „Jägerstraße“ sowie die Straßenbahnlinien 2 und 5 im Süden und die S-Bahn im Osten mit der Station „Traisengasse“. Eine Durchquerung des Areals für den Kfz-Verkehr ist nicht möglich. Die Erschließung erfolgt über Stichstraßen, geparkt wird in Tiefgaragen. Sharing-Möglichkeiten inklusive E-Mobilität und Ladestationen komplettieren das Angebot.

Auch ein Highline-Park mit durchgehender Rad- und Fußverbindung von der Stromstraße in Richtung Heiligenstadt und an das Donauufer ist geplant. Die bestehenden Eisenbahnbrücken über die Hellwagstraße und die Stromstraße bleiben erhalten und werden in die Planungen integriert.

Öffentliche Auflage im Herbst 2023 

Im Zuge der sechswöchigen öffentlichen Auflage konnten schriftlich Stellungnahmen zum Entwurf des Flächenwidmungsplans, der auch Bebauungsbestimmungen für die erste Bauphase beinhaltet, eingebracht werden. Die Stellungnahmen wurden sorgfältig geprüft und – sofern möglich – eingearbeitet. Anpassungen erfolgten etwa bei Querschnittsbreiten von Verkehrsflächen zugunsten verbesserter Voraussetzungen für den Radverkehr oder bei baulichen Vorgaben für eine stärkere Durchlässigkeit von Baufeldern. Seit Ende Jänner liegt ein rechtskräftiger positiver Bescheid des Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahrens vor.

Am 20. März 2024 wurde der neue Flächenwidmungs- und Bebauungsplan durch den Wiener Gemeinderat beschlossen.

Ab 2024: Klimafitte Freimachung des Areals

Noch dieses Jahr soll in weiterer Folge am Nordwestbahnhof mit der Freimachung und Entsiegelung des Areals begonnen werden. Der Abtransport des Materials erfolgt zu einem Großteil über die Schiene und mindestens 70% des unbedenklichen Abbruchmaterials werden anschließend wiederverwendet oder recycelt.

Zwei Backsteinbauten und die ehemalige Bahntrasse, auf der ein Highline-Park errichtet wird, bleiben erhalten und erinnern gemeinsam auch an die Geschichte des Areals.


Infobox

  • 6.500 Wohnungen für rund 16.000 Menschen, davon mindestens 60 Prozent gefördert und 40 Prozent freifinanziert
  • 4 Schulstandorte, davon ein Bildungscampus für 1.600 Kinder
  • 700 Arbeitsplätze
  • 10 Hektar großer Park mit Geh- und Radwegen wird zur „Grünen Mitte“ – zusammen mit der „Freien Mitte“ entsteht eine ökologisch wertvolle Spange im donaunahen Bereich von etwa 20 Hektar
  • Neue Straßenbahnlinie 12
  • Highline als direkte Fuß- und Fahrradverbindung vom Nordwestbahnviertel bis zur Donau

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